Regenboog

Der Regenbogen   

Josef Guggenmos (1922-1903)

Ein Regenbogen,
komm und schau;
rot und orange,
gelb, grün und blau.
So herrliche Farben
kann keiner bezahlen,
sie über den halben
Himmel zu malen.
Ihn malte die Sonne
mit goldener Hand
auf eine wandernde
Regenwand.

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The Rainbow

William Wordsworth (1770–1850)

My heart leaps up when I behold
A rainbow in the sky:
So was it when my life began;
So is it now I am a man;
So be it when I shall grow old,
Or let me die!
The Child is father of the Man;
I could wish my days to be
Bound each to each by natural piety.

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En guise d'arc en ciel, le dimanche matin

Guillaume le Breton (1550-?)

En guise d'arc en ciel, le dimanche matin, 
Neufiesme jour d'octobre apparut une dame :
Son oeil estoit si clair que de sa vive flame, 
Il eut pu faire fondre un roc diamantin.

Tout le peuple flechit son courage mutin 
Esprit de grand' merveille, et jetta l'oeil et l'ame 
Bien hautement en l'air ou l'horison s'enflamme, 
De ceste impression que formoit le destin.

Un soleil jeune et beau, malgré l'obscure nue, 
En riant luy monstroit sa face revenue, 
Apres avoir long temps autre part esclairé :

Il luy communiqua ses lumieres plus belles 
Il borda son habit des couleurs naturelles, 
De vert, de rouge brun, de jaune et d'azuré.

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Regenbogen

Adolf Schults (1820-1855)


Die Sonne flieht den Regenstrahl,
Der Regen flieht den Sonnenschein:
Doch treffen sie sich wo einmal
Und bleiben stehn hoch überm Thal,
Auf Erden kann nichts Schönres sein
Als diese beiden im Verein!

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Aloof

Christina Georgina Rossetti (1830–1894)

The irresponsive silence of the land,
The irresponsive sounding of the sea,
Speak both one message of one sense to me:—
Aloof, aloof, we stand aloof, so stand
Thou too aloof, bound with the flawless band
Of inner solitude; we bind not thee;
But who from thy self-chain shall set thee free?
What heart shall touch thy heart? What hand thy hand?
And I am sometimes proud and sometimes meek,
And sometimes I remember days of old
When fellowship seem'd not so far to seek,
And all the world and I seem'd much less cold,
And at the rainbow's foot lay surely gold,
And hope felt strong, and life itself not weak.

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Je jouais 

Luce Guilbaud (1941 - )

Je jouais à grimper à l'arc-en-ciel
comme à l'échelle
Sur le jaune
j'ai cueilli des boutons d'or
Sur l'orange
j'ai des clémentines
Sur le rouge
des framboises et des cerises
Plus haut, j'ai respiré les violettes
Dans le bleu
j'ai coupé une fenêtre de ciel
pour voir l'indigo
Et je suis tombé par la fenêtre
sur l'herbe verte.

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Johann Wolfgang von Goethe ( 1749-1832)

Zart Gedicht, wie Regenbogen,
Wird nur auf dunklen Grund gezogen;
Darum behagt dem Dichtergenie
Das Element der Melancholie.

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Ach so!

Otto Julius Bierbaum (1865-1910)

Wohin denn, wohin denn so schnelle,
Du Mann mit der Elle?
Siehst nicht den schönen Regenbogen?

Frivoler Geselle!
Den eben will ich messen gehn.
Wär mir eine Art, so dazustehn
Und bloß die Farben anzusehn.
Ich bin gründlich!

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Kleiner Gesang

Hermann Hesse (1877-1962)

Regenbogengedicht,
Zauber aus sterbendem Licht,
Glück wie Musik zeronnen,
Schmerz im Madonnengesicht,
Daseins bittere WonnenBlüten vom Sturm geweht,
Kränze auf Gräber gelegt,
Heiterkeit ohne Dauer,
Stern, der ins Dunkel fällt;
Schleier von Schönheit und Trauer
Über dem Abgrund der Welt.

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Rätsel

Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759 - 1805)

Von Perlen baut sich eine Brücke
Hoch über einen grauen See,
Sie baut sich auf im Augenblicke,
Und schwindelnd steigt sie in die Höh.

Der höchsten Schiffe höchste Masten
Ziehn unter ihrem Bogen hin,
Sie selber trug noch keine Lasten
Und scheint, wenn du ihr nahst, zu fliehn.

Sie wird erst mit dem Strom, und schwindet,
Sowie des Wassers Flut versiegt.
So sprich, wo sich die Brücke findet,
Und wer sie künstlich hat gefügt?

Diese Brücke, die von Perlen sich erbaut,
Sich glänzend hebt und in die Lüfte gründet,
Die mit dem Strom erst wird und mit dem Strome schwindet
Und über die kein Wandrer noch gezogen,
Am Himmel siehst du sie, sie heißt – der Regenbogen.

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Regenbogen über den Hügeln einer anmutigen Landschaft

Johann Wolfgang von Goethe  (1749-1832)

Grau und trüb und immer trüber
Kommt das Wetter angezogen,
Blitz und Donner sind vorüber,
Euch erquickt ein Regenbogen.

Frohe Zeichen zu gewahren
Wird der Erdkreis nimmer müde;
Schon seit vielen tausend Jahren
Spricht der Himmelsbogen: Friede.

Aus des Regens düstrer Trübe
Glänzt das Bild, das immer neue;
In den Tränen zarter Liebe
Spiegelt sich der Engel – Treue.

Wilde Stürme, Kriegeswogen
Rasten über Hain und Dach;
Ewig doch und allgemach
Stellt sich her der bunte Bogen.

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