Ballade

Een ballade is een gedicht waarin een legende, mythe of sage wordt verteld. De vertelling verloopt sprongsgewijs, personages worden vaak direct aan het woord gelaten zonder inleiding. Aan het eind van een strofe staat vaak een refrein. De ballade lijkt hierin op het referein. (Wikepedia, lees hier meer informatie)

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Erlkönig

Johann Wolfgang Goethe (1749-1832)

 

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.


Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? -
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron und Schweif? -
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. -


»Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.«


Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht? -
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind. -


»Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.«


Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? -
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau. -


»Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.«
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan! -


Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.

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Barbara Allen

Anonymous

 

In Scarlet town, where I was born,
There was a fair maid dwellin',
Made every youth cry Well-a-day!
Her name was Barbara Allen.

All in the merry month of May,
When the green buds they were swellin',
Young Jemmy Grove on his death-bed lay,
For love of Barbara Allen

He sent his men down to her then,
To the town where she was dwelling:
"O haste and come to my master dear,"

So slowly, slowly rase she up,
And slowly she came nigh him,
And when she drew the curtains by--
"Young man, I think you're dyin'."

"O it's I am sick and very very sick,
And 'tis a' for Barbara Allen." --
"O the better for me ye'se never be,
Tho your heart's blood were a-spillin'!.

"O dinna ye mind, young man," said she,
"When the red wine ye were fillin',
That ye made the healths gae round and round,"

He turned his face unto the wall,
And death was with him dealin':
"Adieu, adieu, my dear friends all,"

And slowly, slowly raise she up,
And slowly, slowly left him,
And sighing said she could not stay,
Since death of life had reft him.

As she was walkin o'er the fields
She heard the dead-bell knellin',
And every jow that the dead-bell geid,
"Woe to Barbara Allen!"

"O mother, mother, make my bed!
O make it saft and narrow:
My love has died for me today,"

"Farewell", she said, "ye virgins all,
And shun the fault I fell in:
Henceforward take warning by the fall"

 

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La ballade des gens heureux

Pierre Delanoë (1918-2006)
Muziek: Gérard Lenorman

 

Notre vieille Terre est une étoile
Où toi aussi et tu brilles un peu
Je viens te chanter la ballade
La ballade des gens heureux
Je viens te chanter la ballade
La ballade des gens heureux

Tu n'a pas de titre ni de grade
Mais tu dis "tu" quand tu parles à dieu
Je viens te chanter le ballade
La ballade des gens heureux
Je viens te chanter la ballade
La ballade des gens heureux

Journaliste pour ta première page
Tu peux écrire tout ce que tu veux
Je t'offre un titre formidable
La ballade des gens heureux
Je t'offre un titre formidable
La ballade des gens heureux

Toi qui a planté un arbre
Dans ton petit jardin de banlieue
Je viens te chanter le ballade
La ballade des gens heureux
Je viens te chanter la ballade
La ballade des gens heureux

Il s'endort et tu le regardes
C'est ton enfant il te ressemble un peu
On vient lui chanter la ballade
La ballade des gens heureux
On vient lui chanter la ballade
La ballade des gens heureux

Toi la star du haut de ta vague
Descends vers nous, tu verras mieux
On vient te chanter la ballade
La ballade des gens heureux
On vient te chanter la ballade
La ballade des gens heureux

Roi de la drague et de la rigolade
Rouleur flambeur ou gentil petit vieux
On vient te chanter la ballade
La ballade des gens heureux
On vient te chanter la ballade
La ballade des gens heureux

Comme un chœur dans une cathédrale
Comme un oiseau qui fait ce qu'il peut
Tu viens de chanter la ballade
La ballade des gens heureux
Tu viens de chanter la ballade
La ballade des gens heureux


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Der Handschuh

Friedrich von Schiller (1759-1805)



Vor seinem Löwengarten,
Das Kampfspiel zu erwarten,
Saß König Franz,
Und um ihn die Großen der Krone,
Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz.
Und wie er winkt mit dem Finger,
Auf tut sich der weite Zwinger,
Und hinein mit bedächtigem Schritt
Ein Löwe tritt,
Und sieht sich stumm
Rings um,
Mit langem Gähnen,
Und schüttelt die Mähnen,
Und streckt die Glieder,
Und legt sich nieder.

Und der König winkt wieder,
Da öffnet sich behend
Ein zweites Tor,
Daraus rennt
Mit wildem Sprunge
Ein Tiger hervor,
Wie der den Löwen erschaut,
Brüllt er laut,
Schlägt mit dem Schweif
Einen furchtbaren Reif,
Und recket die Zunge,
Und im Kreise scheu
Umgeht er den Leu
Grimmig schnurrend;
Drauf streckt er sich murrend
Zur Seite nieder.

Und der König winkt wieder,
Da speit das doppelt geöffnete Haus
Zwei Leoparden auf einmal aus,
Die stürzen mit mutiger Kampfbegier
Auf das Tigertier,
Das packt sie mit seinen grimmigen Tatzen,
Und der Leu mit Gebrüll
Richtet sich auf, da wird's still,
Und herum im Kreis,
Von Mordsucht heiß,
Lagern die greulichen Katzen.

Da fällt von des Altans Rand
Ein Handschuh von schöner Hand
Zwischen den Tiger und den Leun
Mitten hinein.

Und zu Ritter Delorges spottenderweis
Wendet sich Fräulein Kunigund:
»Herr Ritter, ist Eure Lieb so heiß,
Wie Ihr mir's schwört zu jeder Stund,
Ei, so hebt mir den Handschuh auf.«

Und der Ritter in schnellem Lauf
Steigt hinab in den furchtbarn Zwinger
Mit festem Schritte,
Und aus der Ungeheuer Mitte
Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger.

Und mit Erstaunen und mit Grauen
Sehen's die Ritter und Edelfrauen,
Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde,
Aber mit zärtlichem Liebesblick –
Er verheißt ihm sein nahes Glück –
Empfängt ihn Fräulein Kunigunde.
Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht:
»Den Dank, Dame, begehr ich nicht«,
Und verläßt sie zur selben Stunde.

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La Belle Dame Sans Merci

John Keats (1795 – 1821)

O, what can ail thee, knight-at-arms,
Alone and palely loitering?
The sedge is wither'd from the lake,
And no birds sing.

O, what can ail thee, knight-at-arms,
So haggard and so woe-begone?
The squirrel's granary is full,
And the harvest's done.

I see a lily on thy brow,
With anguish moist and fever dew;
And on thy cheek a fading rose
Fast withereth too.

I met a lady in the meads
Full beautiful --- a faery's child;
Her hair was long, her foot was light,
And her eyes were wild.

I made a garland for her head,
And bracelets too, and fragrant zone;
She look'd at me as she did love,
And made sweet moan.

I set her on my pacing steed,
And nothing else saw all day long;
For sideways would she lean, and sing
A faery's song.

She found me roots of relish sweet,
And honey wild, and manna dew;
And sure in language strange she said,
'I love thee true.'

She took me to her elfin grot,
And there she wept and sighed full sore,
And there I shut her wild sad eyes
With kisses four.

And there she lulled me asleep,
And there I dream'd --- ah! woe betide! ---
The latest dream I ever dreamt
On the cold hill side.

I saw pale kings, and princes too,
Pale warriors, death-pale were they all;
They cried --- 'La Belle Dame sans Merci
Hath thee in thrall!'

I saw their starved lips in the gloam
With horrid warning gaped wide,
And I awoke, and found me here
On the cold hill side.

And this is why I sojourn here,
Alone and palely loitering;
Though the sedge is wither'd from the lake,
And no birds sing.

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La Ballade des pendus

François Villon (1431-1463? )

 

Frères humains qui après nous vivez
N'ayez les coeurs contre nous endurciz,
Car, ce pitié de nous pauvres avez,
Dieu en aura plus tost de vous merciz.
Vous nous voyez ci, attachés cinq, six
Quant de la chair, que trop avons nourrie,
Elle est piéca devorée et pourrie,
Et nous les os, devenons cendre et pouldre.
De nostre mal personne ne s'en rie:
Mais priez Dieu que tous nous veuille absouldre!

Se frères vous clamons, pas n'en devez
Avoir desdain, quoy que fusmes occiz
Par justice. Toutefois, vous savez
Que tous hommes n'ont pas le sens rassiz;
Excusez nous, puis que sommes transsis,
Envers le filz de la Vierge Marie,
Que sa grâce ne soit pour nous tarie,
Nous préservant de l'infernale fouldre
Nous sommes mors, ame ne nous harie;
Mais priez Dieu que tous nous vueille absouldre!

La pluye nous a débuez et lavez,
Et le soleil desséchez et noirciz:
Pies, corbeaulx nous ont les yeulx cavez
Et arraché la barbe et les sourciz.
Jamais nul temps nous ne sommes assis;
Puis ca, puis là, comme le vent varie,
A son plaisir sans cesser nous charie,
Plus becquetez d'oiseaulx que dez à couldre.
Ne soyez donc de nostre confrarie;
Mais priez Dieu que tous nous vueille absouldre!

Prince Jhésus, qui sur tous a maistrie,
Garde qu'Enfer n'ait de nous seigneurie:
A luy n'avons que faire ne que souldre.
Hommes, icy n'a point de mocquerie;
Mais priez Dieu que tous nous vueille absouldre!

Klik hiervoor een moderne Franse vertaling.

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Die Grenadiere

Heinrich Heine (1797-1856)

 

Nach Frankreich zogen zwei Grenadier',
Die waren in Rußland gefangen.
Und als sie kamen ins deutsche Quartier,
Sie ließen die Köpfe hangen.

Da hörten sie beide die traurige Mär:
Daß Frankreich verloren gegangen,
Besiegt und zerschlagen das grosse Heer, --
Und der Kaiser, der Kaiser gefangen.

Da weinten zusammen die Grenadier'
Wohl ob der kläglichen Kunde.
Der eine sprach: Wie weh wird mir,
Wie brennt meine alte Wunde!

Der Andre sprach: das Lied ist aus,
Auch ich möcht mit dir sterben,
Doch hab' ich Weib und Kind zu Haus,
Die ohne mich verderben.

Was scheert mich Weib, was scheert mich Kind,
Ich trage weit bess'res Verlangen;
Laß sie betteln gehn wenn sie hungrig sind, --
Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!

Gewähr' mir Bruder eine Bitt':
Wenn ich jetzt sterben werde,
So nimm meine Leiche nach Frankreich mit,
Begrab' mich in Frankreichs Erde.

Das Ehrenkreuz am rothen Band
Sollst du aufs Herz mir legen;
Die Flinte gieb mir in die Hand,
Und gürt' mir um den Degen.

So will ich liegen und horchen still,
Wie eine Schildwacht, im Grabe,
Bis einst ich höre Kanonengebrüll,
Und wiehernder Rosse Getrabe.

Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,
Viel Schwerter klirren und blitzen;
Dann steig' ich gewaffnet hervor aus dem Grab --
Den Kaiser, den Kaiser zu schützen.

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Sir Patrick Spence

Anonymous

The king sits in Dumfermline town,
Drinking the blude-red wine:
"O whare shall I get a skeely skipper,"

O, up and spake an eldern knight,
Sat at the king's right knee:
"Sir Patrick Spens is the best sailor
That ever sailed the sea."

Our king has written a braid letter,
And seald it with his hand,
And sent it to Sir Patrick Spens,
Was walking on the strand.

"Tae Norowa', tae Norowa',
Tae Norowa' o'er the faem;
The king's daughter o' Norowa',"

The first word that Sir Patrick read,
Sae loud, loud laughed he;
The neist word that Sir Patrick read,
The tear blinded his ee.

"O wha is this has done this deed,
And tauld the king o' me,
To send us out at this time of the year
To sail upon the sea?

"Be it wind, be it weet, be it hail, be it sleet,
Our ship must sail the faem;
The king's daughter o' Norowa',
'Tis we must fetch her hame.'

They hoisted their sails on Monenday morn,
Wi a' the speed they may;
And they have landed in Norowa',
Upon a Wodensday.

They hadna been a week, a week
In Norowa' but twae,
When that the lords o' Norowa'
Began aloud to say:

"'Ye Scottishmen spend a' our king's goud,
And a' our queenis fee!"
"Ye lie, ye lie, ye liars loud.
Fu' loud I hear ye lie !

"'For I brought as much of the white monie
As gane my men and me,
And I brought a half-fou o' gude red goud
Out o'er the sea wi' me.

"Mak ready, mak ready, my merrymen a',
Our gude ship sails the morn:"
"Now, ever alack, my maister dear,
I fear a deadly storm

"'I saw the new moon late yestreen,
Wi' the auld moon in her airm;
And if we gang to sea, maister,
I fear we'll come tae hairm.'

They hadna sailed a league, a league,
A league but barely three,
When the lift grew dark, and the wind blew loud
And gurly grew the sea.

The ankers brak, and the topmasts lap,
It was sic a deadly storm,
And the waves came o'er the broken ship,
Till a' her sides were torn.

"O where will I get a gude sailor,
Will take my helm in hand,
Till I gang up to the tall topmast,
To see if I can spy land?"

"O here am I, a sailor gude,
Will take the helm in hand,
Till you gang up to the tall topmast;
But I fear you 'll ne'er spy land.'

He hadna gaun a step, a step,
A step but barely ane,
When a bolt flew out of our good ship's side,
And the salt sea it cam in.

"Gae fetch a web o' the silken claith,
Anither o' the twine,
And wap them into our ship's side,
And let na' the sea come in.'

They fetched a web o' the silken claith,
Anither o' the twine,
And they wapped them roun that gude ship's side,
But still the sea came in.

O laith, laith were our gude Scots lords
To wet their cork-heeld shoon;
But lang or a' the play was playd,
They wat their hats aboon.

And mony was the feather-bed
That flattered on the faem,
And mony was the gude lord's son
That never mair cam hame.

The ladyes wrang their fingers white,
The maidens tore their hair,
A' for the sake of their true loves,
For them they'll see nae mair.

O lang, lang may the ladyes sit,
Wi' their fans intae their hand,
Before they see Sir Patrick Spens
Come sailing tae the strand.

And lang, lang may the maidens sit,
Wi their goud kaims in their hair,
A' waiting for their ain dear loves,
For them they 'll see nae mair.

O forty miles off Aberdeen
'Tis fifty fathoms deep,
And there lies gude Sir Patrick Spens,
Wi' the Scots lords at his feet.

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Die Lore Lay

Clemens Brentano (1778-1842)

Zu Bacharach am Rheine
Wohnt eine Zauberin,
Sie war so schön und feine
Und riß viel Herzen hin.

Und brachte viel zu schanden
Der Männer rings umher,
Aus ihren Liebesbanden
War keine Rettung mehr.

Der Bischof ließ sie laden
Vor geistliche Gewalt -
Und mußte sie begnaden,
So schön war ihr’Gestalt.

Er sprach zu ihr gerühret:
“Du arme Lore Lay!
We hat dich denn verführet
Zu böser Zauberei?”

“Herr Bischof laßt mich sterben,
Ich bin des Lebens müd,
Weil jeder muß verderben,
Der meine Augen sieht.

Die Augen sind zwei Flammen,
Mein Arm ein Zauberstab -
O legt mich in die Flammen!
O brechet mir den Stab!”

“Ich kann dich nicht verdammen,
Bis du mir erst brkennt,
Warum in diesen Flammen!
Mein eigen Herz schon brennt.

Den Stab kann ich nicht brechen,
Du schöne Lore Lay!
Ich müßte dann zerbrechen
Mein eigen Herz entzwei.”

“Herr Bischof mit mir Armen
Treibt nicht so bösen Spott,
Und bittet um Erbarmen,
Für mich den lieben Gott.


Ich darf nicht länger leben,
Ich liebe keinen mehr -
Den Tod sollt Ihr mir geben,
Drum kam ich zu Euch her. -

Mein Schatz hat mich betrogen,
Hat sich von mir gewandt,
Ist fort von hier gezogen,
Fort in ein fremdes Land.

Die Augen sanft und wilde,
Die Wangen rot und weiß,
Die Worte still und milde
Das ist mein Zauberkreis.

Ich selbst muß drin verderben,
Das Herz tut mir so weh,
Vor Schmerzen möcht’ich sterben,
Wenn ich mein Bildnis seh’.

Drum laßt mein Recht mich finden,
Mich sterben, wie ein Christ,
Denn alles muß verschwinden,
Weil er nicht bei mir ist.”

Drei Ritter läßt er holen:
“Bringt sie ins Kloster hin,
Geh Lore! - Gott befohlen
Sei dein berückter Sinn.

Du sollst ein Nönnchen werden,
Ein Nönnchen schwarz und weiß,
Bereite dich auf Erden
Zu deines Todes Reis’.”

Zum Kloster sie nun ritten,
Die Ritter alle drei,
Und traurig in der Mitten
Die schöne Lore Lay.

“O Ritter laßt mich gehen,
Auf diesen Felsen groß,
Ich will noch einmal sehen
Nach meines lieben Schloß.

Ich will noch einmal sehen
Wohl in den tiefen Rhein,
Und dann ins Kloster gehen
Und Gottes Jungfrau sein.”

Der Felsen ist so jähe,
So steil ist seine Wand,
Doch klimmt sie in die Höhe,
Bis daß sie oben stand.

Es binden die drei Ritter
Die Rosse unten an,
Und klettern immer weiter,
Zum Felsen auch hinan.

Die Jungfrau sprach: “Da gehet
Ein Schifflein auf dem Rhein,
Der in dem Schifflein stehet,
Der soll mein Liebster sein.

Mein Herz wird mir so munter,
Er muß mein Liebster sein - “
Da lehnt sie sich hinunter
Und stürzet in den Rhein.

Die Ritter mußten sterben,
Sie konnten nicht hinab,
Sie mußten all verderben,
Ohn’Priester und ohn’Grab.

Wer hat dies Lied gesungen?
Ein Schiffer auf dem Rhein,
Und immer hat’s geklungen
Von dem drei Ritterstein:

Lore Lay
Lore Lay
Lore Lay

Als wären es meiner drei.

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Ballade von der Wohltätigkeit

Kurt Tucholsky (1890-1935)
Muziek: Hanns Eisler (1898-1962)

Sieh! Da steht das Erholungsheim
einer Aktiengesellschafts-Gruppe;
morgens gibt es Haferschleim
und abends Gerstensuppe.
Und die Arbeiter dürfen auch in den Park…
Gut. Das ist der Pfennig.
Und wo ist die Mark -?

Sie reichen euch manch Almosen hin
unter christlichen frommen Gebeten;
sie pflegen die leidenden Wöchnerin,
denn sie brauchen ja die Proleten.
Sie liefern auch einen Armensarg…
Gut. Das ist der Pfennig. Und wo ist die Mark -?

Die Mark ist tausend- und tausendfach
in fremde Taschen geflossen;
die Dividende hat mit viel Krach
der Aufsichtsrat beschlossen.
Für euch die Brühe. Für sie das Mark.
Für euch der Pfennig. Für sie die Mark.

Proleten!
Fallt nicht auf den Schwindel rein!
Sie schulden euch mehr als sie geben.
Sie schulden euch alles! Die Ländereien,
die Bergwerke und die Wollfärbereien…
sie schulden euch Glück und Leben.

Nimm, was du kriegst. Aber pfeif auf den Quark.
Denk an deine Klasse! Und die mach stark!
Für dich der Pfennig! Für dich die Mark!
Kämpfe -!


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Ballade vom Weib und dem Soldaten

Bertolt Brecht (1898-1956)
Muziek: Hanns Eisler(1898-1962)

 


Das Schießgewehr schießt, und das Spießmesser spießt
Und das Wasser frißt auf, die drin waten.
Was könnt ihr gegen Eis? Bleibt weg, 's ist nicht weis'!
Sagte das Weib zum Soldaten.
Doch der Soldat mit der Kugel im Lauf
Hörte die Trommel und lachte darauf:
Marschieren kann nimmermehr schaden!
Hinab nach dem Süden, nach dem Norden hinauf
Und das Messer fängt er mit den Händen auf!
Sagten zum Weib die Soldaten.

Ach, bitter bereut, wer des Weisen Rat scheut
Und vom Alter sich nicht läßt beraten.
Nur zu hoch nicht hinaus! Es geht übel aus!
Sagte das Weib zum Soldaten.
Doch der Soldat mit dem Messer im Gurt
Lacht' ihr kalt ins Gesicht und ging über die Furt
Was konnte das Wasser ihm schaden?
Wenn weiß der Mond überm Schindeldach steht
Kommen wir wieder, nimm es auf ins Gebet!
Sagten zum Weib die Soldaten.

Ihr vergeht wie der Rauch! Und die Wärme geht auch
Und es wärmten euch nicht seine Taten.
Ach, wie schnell geht der Rauch! Gott behüte ihn auch!
Sagte das Weib zum Soldaten.
Und der Soldat mit dem Messer am Gurt
Sank hin mit dem Speer, und mit riß ihn die Furt
Und das Wasser fraß auf, die drin waten.
Kühl stand der Mond überm Schindeldach weiß
Doch der Soldat trieb hinab mit dem Eis
Und was sagten dem Weib die Soldaten?

Er verging wie der Rauch, und die Wärme ging auch
Und es wärmten euch nicht seine Taten.
Ja, bitter bereut, wer des Weisen Rat scheut!
Sagte das Weib den Soldaten.

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